Sonntag, 12. Juni 2011

Capao Bonito - Meine Wahlheimat

Das für Brasilien sehr kleine Städtchen hat eine Einwohnerzahl von 47.000 und liegt 220 km südwestlich von Sao Paulo auf einer Höhe von 705 m. Die Durschnitttemperatur im Winter liegt bei 9- und im Sommer bei 28 Grad. Die Wirtschaft besteht größtenteils aus Landwirtschaft, dem Verkauf von Bohnen, Mais, Kartoffeln und Zwiebeln.
Aufgrund des Goldfundes 1840 entstand Capao Bonito. Das Städtchen liegt in einem der größten Schutzgebiete des Waldes Mata Atlântica.
Der Name Capao Bonito (schönes Gras) kommt von einem Waldgras in Form eines Herzens.

Auf dem Weg zur Arbeit

Heimweg von Arbeit

Garagenkirche

Wohnsituation bei unserem Arbeitsort

Wohnanlage

Bruecke in die Vila


Obst- und Gemuesestand

Samstag, 14. Mai 2011

Rodeo

Am Sonntag dem 8. Mai hatte Capao Bonito seinen 154. Geburtstag. Jedes Jahr wird zum Geburtstag der Stadt ein kostenloses Rodeo veranstaltet, jedoch war dieses seit 16 Jahren mit Abstand das Größte. Der Bürgermeister richtete ein Fest von 6 Tagen aus. Nur wer auf die Tribüne wollte, musste 140 RS bezahlen. Von einer genauen Besucherzahl habe ich keine Information, aber am besucherreichsten Tag sollen um die 44.000 tanzwütigen Menschen dagewesen sein. Neben der Arena gab es auf dem Festgelände einen Rummel und Fressbuden.
Da ich ein Rodeo noch nie erlebt habe, war ich am ersten Tag sehr beeindruckt. Ich hatte nicht erwartet, dass das Fest solche Ausmaße hat. Nur für die Feier wurde eine Arena mit 3 Tribünen und einer riesen Bühne aufgestellt. Die Tribünen hatten sie aus einer Art Baugerüst zusammen gezimmert. Die Mitte der Arena war für das Rodeo mit großen Zäunen gesichert. Zum Rodeo selber waren wir nur ein Mal. Für mich ist Rodeo eine Tierquälerei, denn kurz vor dem Ausritt werden den Tieren die Hoden abgeschnürt. Fällt der Reiter zu Boden, kommt ein Helfer und öffnet den Gurt der Hodenklemme, damit das Tier wieder ruhig wird.
In den sechs Tagen waren für mich die Konzerte danach interessant. Es wurde so gut wie nur Sertanejo gespielt, weil dies die typischen brasilianischen Rodeo Klänge sind. Mädchen und Jungen konnten die Texte auswendig mitsingen, da hier in Capao, auf dem Land ausschließlich Sertanejo gehört wird.
Sobald man den Festplatz betreten hat, war man von fröhlichen und tanzbegeisterten Brasilianern umgeben, die mit ihrer Laune angesteckt haben.

Die Woche war für mich ein schönes und erlebnisreiches Ereignis, aber im Hinblick auf die hier vorherrschende Armut, stellt sich mir die Frage, ob man das Geld nicht nützlicher hätte einsetzen können. Da es aber nächstes Jahr eine Bürgermeisterwahl gibt, steht die Vermutung nahe, dass der Bürgermeister dies als Anlass genommen hat, um die bevorstehenden Wahl zu gewinnen. Bei den Jugendlichen und Erwachsenen hatte ich jedoch das Gefühl, dass diese Seite keine Rolle spielt. Die meisten Menschen hinterfragen dies nicht, sondern sehen nur ein schönes Fest.






Eure Juli

Samstag, 30. April 2011

Meine Arbeit 2011


Oal!

Nach den Ferien im Januar, hat sich mein Einsatzort im C.R.A.E.R. geaendert. Vormittags bin ich im Raum 1 bei den anderthalb bis zweieinhalb jaehrigen Kindern. Die Kinder werden acht Uhr von ihren Eltern gebracht. Der Tag wird zusammen in der Gruppe mit einem Roda(Morgenkreis) begonnen. Im Roda werden Lieder zu der jeweiligen Epoche und zur spielerischen Erziehung gesungen. Das ganze wird von einer Lehrerin angeleitet. Danach wird gefruehstueckt. Dabei helfe ich alles mit auszuteilen und zurecht zu machen. Bevor das Fruehstueck beginnt, wird ein Tischgebet gesprochen, welches nie wechselt, damit die Kinder es lernen koennen. Nach der Stärkung ist es Zeit zum Spielen, entweder im Raum oder im Park, aber das ist wetterabhängig. In dieser Zeit faengt eine Kollegin und ich an die Kinder zu duschen und ihnen saubere Kleidung anzuziehen. Da die Kinder groeßten Teils aus sehr armen Verhaeltnissen stammen, kommt es vor das Ihre Sachen Loescher haben oder Schimmelflecken auf der Kleidung durch die Wetterbedingungen sind(beim Trocknen der Kleidung nach dem Waschen). Vormittags werden nur die Kinder mit Windel geduscht. Das Duschen dauert bis zum Mittag gegen 10:15 Uhr. Bevor das Essen beginnt werden die Kinder auf Toilette geschickt und ihnen werden die Haendegewaschen. Je nach Situation helfe ich beim Haendewaschen. Danach teile ich das Essen mit aus und spaeter lege ich die Kinder mit ins Bett. Ab 12:30 Uhr habe ich eine Stunde Pause.
Nachmittags ab 13:30 Uhr bin ich Raum von Helena untergebracht. Sie betreut 16 Kinder im Alter von ca.10 bis 12 Jahren. Zum Beginn wird an die Kinder ein Kaffetrinken ausgeteilt mit einem Broetchen und Milch. Danach arbeiten wir mit ihnen zusammen, d.h. die Maedchen erlernen Haekeltechniken und den Jungen wird Sticken beigebracht. Nicht jeden Tag wird an derselben Sache gearbeitet. Einen Tag malen die Kinder ein Bild zu einer Geschichte oder haben Hygienetag, an dem z.B. Naegel geschnitten werden. Um 15 Uhr ist Hofzeit für die Kinder bevor es gegen 16 Uhr Abendbrot gibt. Nach dem Abendbrot putzt jedes Kind Zaehne. Die Kinder waschen ihr Geschirr selber in eingeteilten Gruppen, dabei helfe ich ihnen noch bevor ich in eine halbstuendige Pause gehe. Bei all den Aktivitaeten unterstuetze ich Helena.
Von 17 Uhr bis 17:30 Uhr passe ich mit meiner Mitfreiwilligen Lisa auf die Kinder zweier angestellten auf.
Seit 11. April habe ich die Gruppe von Helena ganz alleine, weil sie operiert wurde. Die Aufgabe, sich allein, um eine Gruppe zu kümmern fordert einen auf ganz andere Art und Weise. Doch ich mag die neuen Pflichten und freue mich der neuen Herausforderung stellen zu koennen.









Bilder











Eure Julinha=)

Sonntag, 27. Februar 2011

Urlaub

Hallo ihr Lieben,

lange ist es her, als ich euch von meiner Zeit in Brasilien unterrichtet habe. Es ist viel Zeit vergangen und ich habe vieles erlebt. In den fast zwei Monaten, die verstrichen sind war ich im Urlaub, auf dem Zwischenseminar und der Bereich auf Arbeit hat sich für mich geändert.

Meine Reise startete am 23.12.2010 in Sao Paulo. Zunächst hieß es ab zum Flughafen, wie sich später heraus stellte, dass ich dort noch öfters hinfahren werde, aber dazu später. Am Flughafen habe ich Anja, meine Freundin abgeholt, die mich für zwei Wochen besucht hat. Ein Tag später kam mein Bruder an, der zur gleichen Zeit wie Anja abreist. Außerdem bin ich mit Lisa meiner Mitbewohnerin und ihrem Vater die ersten Wochen gereist.
Bei der Ankunft meines Bruders mussten wir leider feststellen, dass das Gepäck von ihm in London hängen geblieben ist. Da Weihnachten war, lies das Gepäck sich auf die Schnelle auch nicht finden. Wir haben 5 Tage auf den Rucksack gewartet und nichts ist passiert. Wir haben bei den Flughafen öfters angerufen und waren nochmal dort bis sich rausstellte, dass zu Weihnachten zwar Leute am Flughafen arbeiten, aber nicht viel unternommen wird. Außerdem kam hinzu, dass das System ihres Rechners abgestürzt ist, welches den Ort des Rucksackes orten hätte können. Neben dem Rucksack meines Bruders haben noch weitere 10.000 Menschen auf ihr Gepäck zum Fest der Liebe gewartet. Nach einigen Tagen Sao Paulo und einem weiteren nicht sehr schönen Erlebnis machten wir uns auf die Weiterreise. Doch zu nächst zu den Geschehnissen in Sao Paulo. Die Millionenstadt ist kein schönes Urlaubsziel. Es gibt sehr viele heruntergekommene Ecken und es macht auch nicht den Anschein, dass die Menschen viel Wert darauf legen bestimmte Gegenden in Schuss zu halten. Wozu sollte man ein Haus restaurieren, wenn man genug Platz hat ein neues zu bauen. Bei einem Ausflug, ob im Stadtzentrum oder einer anderen Ort muss man immer auf den Boden schauen, um nicht über einen der Obdachlosen zu fallen. Neben diesen weniger schönen Eindrücken dieser Stadt sollte es uns nicht erübrigt bleiben in einen der zahlreichen Überfälle hineinzugeraten. Auf dem Weg zum Parque Ibirapuera ist es geschehen. Zwei junge Männer haben unsere Hosentaschen durchsucht, die Taschen von uns Mädchen zum Glück in Ruhe gelassen. Es wurde das Basecape, das Handy und die Sonnenbrille meines Bruders geklaut. Ein Weglaufen war an dieser Stelle unmöglich gewesen.
Nach den Erlebnissen war es für uns um so entspannender bald weiter zu Reisen und die sagenhafte Landschaft von Brasilien bestaunen zu können.
Auf einer achtstündigen Busreise durch schönste Küstenlandschaft fuhren wir nach Parati. Es liegt an der Costa Verde und wurde 1646 von Sklaven auf Meereshöhe gebaut. Parati ist eine malerische Kleinstadt. Leider wimmelt es in der Urlaubszeit nur so von Touristen. In der Nähe befindet sich ein traumhafter Strand. Er liegt bei dem Örtchen Trindade, welches in den 70er Jahren ein Hippie-Platz war.
Nach Parati machten wir uns weitere acht Stunden mit dem Bus an der Küste entlang nach Rio de Janeiro. Bei meinem ersten Besuch war ich von Rio nicht sehr angetan. Mir war Rio zu groß und der Reiz dieser Stadt ist mir bei unserem schlechten Wetter nicht aufgefallen. Doch bei meinem zweiten Besuch einige Wochen später konnte ich verstehen was den Menschen so sehr gefällt. Auf Grund einer Fehlbuchung haben wir durch Glücksumstände in einem der Nobelhochhäuser nur eine Querstraße von der Copacabana in Rio gewohnt.
Auf Grund der Feiertage ging unsere Planung nicht ganz auf. Doch die Sehenswürdigkeiten konnten wir in unserer kurzen Zeit besichtigen. Wir haben uns das Stadtzentrum, Zuckerhut und die Jesusstatue angeschaut. Natürlich war auch ein Besuch der Copacabana mit dabei. Trotz schlechten Wetters hatten wir vom Zuckerhut und der Jesusstatue eine gute Aussicht. Ich für mich bevorzuge jedoch den Zuckerhut, weil es nicht so voll von Touristen und fotowütigen Menschen ist.
Das Highlight Rios war Silvester. Tausende von in weiß gekleidete Menschen haben friedlich dem spektakulären Feuerwerk gefolgt. Danach war die Luft sehr neblig und das atmen sollte man lieber vermeiden. Die weiße Kleidung tragen die Menschen zu Ehren der Meeresgöttin.
Nach Rio hieß es für meinen Bruder und Anja Abschied nehmen. Sie flogen am 05.01.2011 wieder ins kalte Deutschland. Also machten wir uns am 04.01.2011 auf den Weg nach Sao Paulo.
Die Nacht vom 05.01. bis 06.01.2011 hab ich auf dem Flughafen verbracht, weil mein Vater gleich im Anschluss mich besuchen kam.
Unser erstes gemeinsames Ziel war der Foz do Iguacu. Die Wasserfälle waren atemberaubend. Wir haben uns die brasilianische und die argentinische Seite der Wasserfälle angeschaut. Beide Seiten sind wunderschön, aber die Argentinische fand ich am beeindruckensten, weil man von dort aus bis zur Teufelsschlucht laufen kann. Ein Punkt, an dem die brasilianische Seite und die Argentinische zusammen laufen und man die Kraft der geballten Wassermassen spüren kann. Bei einer Bootsfahrt sind wir bis unter einen Wasserfall herangefahren. Man versucht hinaufzuschauen, aber das Wasser macht es einem unmöglich. Doch man fühlt das Wasser mit seiner Stärke auf der Haut. Bei dem schönen Wetter war es eine willkommene Abkühlung und nicht störend, dass wir danach nass unseren Ausflug weitergeführt haben.
Weiter auf unsere Reise flogen wir zu einem Ort auf den ich mich am meisten auf meiner Reise gefreut habe. Nach Manaus in den Amazonas. Meine Freude galt nicht der Stadt, sondern den wenigen Tagen im Regenwald. Im Regelwald wäre ich gerne länger als die geplanten vier Tage geblieben. Von der Stadt aus haben wir mit dem Boot übergesetzt, um zu unserer Lodge zu gelangen. Die Bootsfahrt verlief über den Rio Amazonas an der Stelle wo der Rio Negro mit dem S. zusammenfliest. Die zwei Flüsse vermischen sich erst ca. nach zehn Kilometern. Man sieht die Grenze der zwei Flüsse gut aufgrund, dass der eine Fluss braunes und der Andere schwarzes Wasser hat. Im Wald angekommen haben wir eine Wanderung durch den Regenwald gemacht, waren Piranhas angeln und haben Nachts nach Kaimanen Ausschau gehalten. Die Affen konnten wir leider nur riechen, aber wir haben viele andere Tiere gesehen wie ein Faultier und rosa Delfine. In der Ruhe des Waldes kam für mich wirkliche Erholung auf. Von den Moskitos wie man immer denkt, die einen Nachts zerstechen, habe ich nichts mitbekommen. Die Stiche hab ich in Manaus nachgeholt.
Unserer letzer Flug brachte uns nach Salvador, eine Stadt mit den meisten schwarzhäutigen Einwohnern. Früher war Salvador der Hauptanfahrtsort für die Schiffe mit den Sklaven aus Afrika. Das Lebensgefühl ist spürbar lebendiger als in anderen Regionen, die ich besucht habe. Um von der Freude angesteckt zu werden muss man keinen weiten Weg aus seiner Unterkunft zurücklegen oder bestimmt Orte besuchen. Die Energie findet man überall auf der Straße direkt vor seinen Füßen.
Das Gesicht der Stadt ist von kolonialen Gebäuden geprägt.

Fahrstuhl in die Unterstadt

Salvador-Pelourinho

Salvador-Stadtstrand

Salvador-Forte Sao Marcelo

Salvador-Forte Sao Marcelo

Nach Salvador stand Lencoi auf dem Plan. Von dort aus haben wir Ausflüge in die Chapada Diamantina gemacht. Die Chapada Diamantina ist ein Naturpark mit vielen Tafelbergen. Einer unsere Ausflüge führte zu einer Art Aussichtplattform, welche aus einem Stein der etwas über dem Berg ragte besteht. Wenn man sich auf ihn legt, kann man in die Tiefe schauen und bei guten Wasserstand einen Wasserfall sehen.
Lencoi selber ist eine Stadt, die nur am Abend lebt, weil sie einigst uns alleine durch den Tourismus lebt.
Unsere Reise neigt dem Ende zu und unser letztes Reiseziel war Rio bevor wir mit dem Bus zurück nach Sao Paulo fuhren und ich mich von meinem Vater verabschieden musste. Es hieß von Lencoi nach Rio benötigen wir mit dem Bus 24 Stunden. Es waren zum Schluss aber mehr als 30 Stunden, weil der Bus wie sich auf einem Rastplatz wenige Stunden von Sao Paulo entfernt feststelle, nur in den Staat fuhr.
In Rio haben wir zunächst kein Hostel gefunden. An der Touristeninformation haben wir eine alt quirlige Frau getroffen, die zufällig ein freies Zimmer in Ipanema hatte. An den eineinhalb Tagen habe ich Rio bei Sonnenschein erlebt und habe den Reiz der Stadt spüren können. Rio hat eine wunderschöne Lage. Die Stadt liegt mitten am Atlantischen Ozean und ist von Bergen umsäumt. So eine Landschaft kann wahrlich nicht jede Stadt aufweisen.

Rio-Zuckerhut

Am 24.01.2011 waren wir zurück in Sao Paulo und auch für meinen Vater ging es zurück in die Kälte nach Deutschland.
Ich machte mich auf den Weg nach Botucatu zu meinem Zwischenseminar. Das Seminar war ein lustige Zeit und guter Austausch mit anderen Freiwilligen, welche gerade ihr Jahr in Brasilien verbringen.
Das Seminar endete am 28.01.2011 und Lisa und ich machten uns auf die Heimreise.